Lucy - vom Himmel gefallen
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© 2012

Lucy - vom Himmel gefallen

Mein Papa hat mir früher immer erzählt, dass Kinder sich im Himmel ihre Eltern auf der Erde aussuchen…und dann plumps, irgendwie (das hat er natürlich nicht näher erläutert)landet ein Engelchen bei seinen neuen Eltern und wird deren Menschenkind. Und auch wenn ich es seit dem ersten Aufklärungsunterricht und dem Dr. Sommer Team natürlich besser weiß,  will ich noch heute an diese wunderschöne Geschichte glauben… und immer wieder in den letzten Monaten stelle ich mir die Frage, ob Lucy nicht auch auf einer ganz flauschigen Katzenwolke gesessen hat , sich bewusst eine Katzenmama in München ausgesucht hat und dann beim Herumtollen einfach auf die Erde gepurzelt ist.

Ich bin mit Katzen groß geworden…und immer hatten sich die Katzen unsere Familie ausgesucht und nicht wir sie, auch wenn wir Menschen das gern so sehen wollen. Es gab da Eddy - Sir Eddy, der rote Kater meiner Schwester. Ich hatte ihn für sie aus dem Tierheim geholt, obwohl ich eine ganz andere Katze mitnehmen wollte. Aber Eddy hat sich ganz stolz an die Gittertür gedrückt und laut miaut. Ich konnte ihn gar nicht dalassen. Und einen Tag später, in einem neuen, nun sicheren, Zuhause ist Eddy sterbenskrank geworden. Meine kleine Schwester hat ihn ganz allein tage-und nächtelang gepäppelt in der Hoffnung, dass er überlebt. Und Eddy hat überlebt und meiner Schwester nie vergessen, was sie für ihn getan hat. Er hat gewusst, dass ich seine letzte Chance war, ihn zu einer treuen Freundin zu bringen. Und das ist nur eine, von vielen Katzengeschichten…

Mein Mann jedoch wollte immer einen Hund, schwarz und edel, eben einen Architektenhund. Der sollte dann mit glänzendem Fell im Büro liegen und dem Herrchen Lob für das ach so schön gepflegte Tier einbringen ;-) – aber eine  Katze? Nein! Immer wieder bekam ich zum Geburtstag statt einer Katze (die ich mir so sehr wünschte) ein Katzenbuch oder ein Versprechen irgendwann mal über eine Katze nachzudenken. Ich hatte mich auch schon damit abgefunden ohne Katzensittersuche in den Urlaub fahren zu können als ich im September letzen Jahres ein Bild in meinem email Postfach fand…Lucy. Eine Geschäftsfreundin meines Mannes suchte über XING für eine Bekannte ein zu Hause für die Lucy…alles verstanden? Bevor er mir das Bild schickte hat er schon betreffende Freundin der Geschäftspartnerin angerufen und gefragt ob die kleine Lucy schon ein zuhause gefunden hätte. Und das wir sie nehmen würden, sofort. Er, der nie eine Katze wollte! Nachdem wir ein schwarzes Katzenklo und edles Katzenfutter gekauft hatten (nur das Beste für die Katze – das war für meinen Mann von Anfang an klar ;-) fuhren wir an einem Oktobersamstag nach München. Wir wurden ganz herzlich empfangen von einer sehr lieben Familie…aber nicht von Lucy. Nachdem wir dann auch den Apfelkuchen aufgegessen hatten, wurde Lucy von den Kindern des Hauses unsanft aus dem Schlaf gerissen, damit wir sie mal kennenlernen können. Na ja, im Halbschlaf ist man nicht so gut drauf…und nach einer Minute war Lucy leider schon wieder verschwunden. Letztendlich ist sie aber doch mit uns mitgefahren. Wie sie denn nun heißen würde, wollten die Kinder noch wissen: Sie habe doch schon einen Namen, den kann man doch nicht ändern, so die bestimmte Antwort meines Mannes. Ganz wohlerzogen hat Lucy daheim auch gleich das neue Katzenklo eingeweiht und darauf verzichtet, ihr Geschäft auf das Parkett zu machen. Überhaupt benahm sie sich sehr musterhaft, wenn der Herr des Hauses in der Nähe war…als wolle sie ihm in jedem Fall und unbedingt gefallen. Und mit jedem tollpatschigem Schritt schlich sich Lucy immer mehr in das Herz meines Mannes. Sogar über die Kratzer in der schwarzen Ledercouch (die ich vor seinem Heimkommen immer poliert hatte, damit sie nicht so auffallen) konnte er hinwegsehen.

Mein Mann war verliebt…neee nicht in mich, sondern in diese kleine Mieze. Und Lucy erwidert diese Liebe jeden Tag aufs Neue. Sie folgt ihm, wohin er auch geht, schläft zwischen uns im Bett … und kann ihn auf eine wundersame Weise trösten, wenn es ihm nicht gut geht.

So eine Verbindung ist so wunderbar und doch so unerklärlich, dass es nur so sein kann…

…es ist noch gar nicht lange her, da schauten zwei neugierige Katzenaugen über den Rand einer weißen Flauschwolke und suchten sich genau uns als Menschenbegleiter aus. Und während die kleine Besitzerin der Augen noch aufgeregt nach einer Katzenmama in der Umgebung suchte, beugte sie sich ein wenig zu weit über den Rand und plumpste auf die Erde um sich dort einen Platz in unserem Herzen zu erobern.

 

Sabine Werner