Die Weihnachtskatze
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© 2012

Weihnachtskatze

[Kritisch von Sri Lanka & Wilfried Keßeler]

JA BITTE oder doch NEIN DANKE?

Nun ist es ja bald wieder soweit, Weihnachten steht vor der Tür. Und mit dem Fest der Liebe ja auch wieder die Frage: Was schenke ich wem, was den Eltern, was den Kindern? Wunschzettel wurden ge­schrieben, werden ge­schrieben. Und nicht selten stehen auch Haustiere auf der Lis­te der Wünsche, weit oben Katze und Hund. Die "niedlichen" Tierchen - vor allem wenn sie klein sind - erfreuen sich vor allem bei Kindern großer Beliebtheit.

Können und wollen Eltern diesen Wünschen (gerade zu Weihnachten) wider­stehen?

Nun könnte man die Diskussion abkürzen oder gar nicht erst aufkommen lassen und generell sagen: Tiere sind keine Geschenke. Punkt, Aus! So einfach soll es aber nicht sein. Ist es auch nicht. Denn es gibt ja auch ein paar wichtige Argu­mente hinter einer solch "hart wirkenden" Aussage. Punkte, die als Entschei­dungshilfe zumindest überlegt werden sollten. Bevor man ein "Tier kauft", zu sich holt. Und da darf auch das Weih­nachtsfest nicht Anlaß sein, all dies zu ignorieren.


Nun lassen wir Sri Lanka erzählen, wie sie zu ihrem DoWi gekommen ist. Und das nicht als Weihnachtskatze

Ich bin Sri Lanka. Im August bin ich 18 Jahre alt geworden und froh, dass mich mein DoWi – ich nenne ihn so, weil es mein Dosenöffner Wilfried ist – zu sich geholt hat. Nun will ich Euch mal erzählen, wie so alles kam, dass ich dann bei DoWi gelandet bin, auch ohne Weihnachten, ohne Schleifchen, ohne Geschenk zu sein:


Mein DoWi kam damals, es war ein kalter Wintertag 1992, der 20. Januar, ins Tierheim und wollte eine Katze für sich holen. Sein Wunsch war über lange Zeit gereift und es war ihm klar, er wollte ein Kätzchen, ein junges Kätzchen aus dem Tierheim. Einem Kätzchen ein neues zuhause geben, es aus dem Tierheim in ein schönes neues Umfeld holen. Zu sich.
Die Überlegung, warum kein anderes Haustier, hat er für sich getroffen und nach Abwägung verschiedener Aspekte erkannt, dass ein Kätzchen wohl die richtige Wahl als neues Familienmitglied und Weggefährtin ist. So stand er nun da, im Tierheim, in seinem warmen langen Mantel und hat sich bei uns Kätzchen und älteren Katzen umgeschaut. 

Ich war zusammen mit 3 anderen kleinen Fegern in einem kleinen Zimmer. Die älteren Katzen hatten ein größeres Zimmer mit Balkon – gut, sie waren auch mehr. Dafür hatten wir einen schönen warmen Ofen in unserem Raum, schlecht ging es uns nicht. Er hat uns springen und spielen gesehen und uns ’ne Weile beobachtet. Denn ein bisschen was wollte er ja schon mal wissen von uns. Und nebenher hat er sich immer mit unserer Tierheimleiterin unterhalten und viele Fragen gestellt. Wir konnten das nicht alles verstehen, aber für ihn war es wichtig, das merkte man.

Er wollte ein kleines Kätzchen, weil dies meist noch leichter zu prägen ist als eine bereits reife ausgewachsene ältere Katze. Eine Rassekatze war nicht unter uns, aber das war für DoWi auch gar nicht wichtig. Viel wichtiger war ihm, dass Zutrauen da war und ihm auch eine von uns so richtig gefiel.

Dann hat er mich gesehen und immer beobachtet. Ich hab das schon gemerkt, mir aber noch gar nix dabei gedacht. Und hab einfach weiter rumgetobt, mit meiner Freundin Bianca. Rum um den Ofen, rauf auf’s Fensterbrett, wieder runter und ’ne neue Runde. Und das immer hinter Bianca her. Wir hatten uns dann schon an den Besucher DoWi gewöhnt und sind auch ihm durch die Beine geflitzt und haben uns auch streicheln lassen. Warum auch nicht. Sah ja ganz nett aus, das Kerlchen.

Nach einer halben Stunde so was hat er uns dann mit unserer Leiterin wieder verlassen. Sie  wollten noch über uns reden. Später hab ich dann erfahren, was die da noch so an Aspekten ausgetauscht haben, was dem DoWi wichtig war. So wollte er ja eigentlich nur mich zu sich nehmen. Das hatte ich schon gehört, als er es in unserem Zimmer gesagt hat.
Da ich aber dann den ganzen Tag alleine gewesen wäre hat unsere Leiterin ihn gebeten, dass er doch mal darüber nachdenken solle, ob er nicht noch einer zweiten Katze ein zuhause geben kann. Damit ich auch jemanden habe, mit dem ich spielen kann, kuscheln und raufen, zur gemeinsamen Fellpflege und allem, was wir so den lieben langen Tag dann gemeinsam anstellen können. Und da wir ja als Wohnungskatzen auch locker 20 Jahre alt werden können, wäre das schon ganz schön lang so alleine. Jetzt hatte DoWi was zum Nachdenken. Und die beiden haben sich geeinigt, dass er mal drüber schlafen soll und sich dann entscheiden. Und so war es dann auch.

Am nächsten Tag, es war der 21. Januar 1992, kam er dann abends wieder, der DoWi. Ins Tierheim. Und hatte sich entschieden. Er wollte nun 2 von uns kleinen Fegern zu sich holen. Meine Freundin Bianca und mich. Denn er hatte gemerkt, dass wir uns gut vertragen und auch immer zusammen gespielt haben. Auch waren wir ja fast gleichalt und Mädels waren wir auch beide. Zwei kleine fesche. Nun sind wir Katzen ja Lebewesen mit recht eigenem Kopf und machen es unseren „Dosenöffnern“ nicht immer nur leicht. Wir können sehr sehr anschmiegsam sein, aber auch ganz schön eigenwillig. Ob damit wohl jeder klarkommt? Vor allem, wenn er uns Katzen zuvor noch nicht einmal gesehen hat, gar nichts von uns weiß?

Deshalb war es gut, dass DoWi uns zwei ja zuvor wenigstens schon mal gesehen hat und wir ihn auch. Wäre schon eine komische Vorstellung, irgendwo als „Geschenk“ unter einem Weihnachtsbaum zu sitzen, sitzen zu müssen und zu hoffen, dass man auch gemocht wird. Und womöglich ist dann der neue Dosi auch noch überrascht, dass wir auch ein anderes Verhältnis zu seiner Wohnungseinrichtung haben, als er.

Wir hatten da schon in allem Glück, denn unser DoWi wusste, auf was er sich da „einlässt“. Denn wir wollen ja nicht nur unser Fressen, auch Pflege, Reinigen unseres Katzenklos und auch liebevolle Betreuung, wenn wir mal krank sind, ist sehr wichtig. Und das unser ganzes Leben lang, nicht selten so an die 20 Jahre.

Ach ja, und so ganz kostenlos ist unsere Betreuung natürlich auch nicht. Da kommen in der ganzen Zeit gut 5 bis 10 tausend Euro zusammen. Mögliche Krankheiten und Tierarztkosten nicht mal berücksichtigt. Auch wollen wir dann ja gesund gepflegt werden und die Kosten des Tierarztes sind auch zu zahlen (denn eine Versicherung wie bei den Menschen existiert meistens nicht). Und das schlimmste wäre es ja, wenn dann Weihnachten und die erste Euphorie vorbei wäre, der Sommer oder Urlaub so langsam kommt und wir möglicherweise gar nicht mehr so gerne gesehen sind. Was passiert dann? Ausgesetzt werden wollen wir nämlich nicht.

Unser DoWi hat das ganz treffend mal so formuliert: Es darf bei all den (Weihnachts-) Wünschen nie vergessen werden:

eine Katze, egal wie klein oder groß, wie jung oder alt, woher, ist ein Lebe­wesen. Ein Lebewesen mit dem lebenslangen Anspruch auf eine art­gerechte Haltung und Betreuung. Sie ist KEIN Spielzeug oder et­was, was man achtlos in die Ecke stellt, wenn es "aus­gedient" hat, langweilig wird.

Wir hatten da jedenfalls kein Problem, denn wir sind ja nicht unbedacht verschenkt worden. Unser DoWi hat uns zu sich geholt und sich das zuvor gut überlegt.

Gerade auch zum Fest der Liebe (was doch dann si­cherlich auch zu Katzen/Tieren gilt), zu Weihnachten, sollte nicht ein Lebewesen "ange­schafft" werden, das dann zu einem späteren Zeit­punkt un­geliebt oder un­bequem oder gar lästig ist. Und man es auf einfache Art und Weise "entsorgt", in­dem man es irgendwo aussetzt oder in ein Tierheim ab­schiebt.

Jede Katze - aber auch je­des andere Tier mit vielleicht nicht ganz so ausgeprägten Eigen­schaften - verdient die ihr zustehende Tierliebe und den notwen­digen Respekt am Leben. Jeden, der nicht nur sich egoistisch im Vordergrund sieht, sollten seine vielleicht manchmal nur aufgrund einer positiven Laune oder Stimmung be­stehenden Wünsche nicht verleiten, unter Um­ständen einer Katze ein wenig schönes Leben zu­zumuten. Dies gilt natür­lich auch oder gerade für Kinder.

Denn auch die Katze hat ein Recht auf sehr viele schö­ne Jahre, ohne daß sie ir­gendwann ungewollt ist.   

Zu Weihnachten - und si­cherlich nicht nur da - sollte man sich vielleicht dann lieber ein anderes Objekt der Be­gierde wün­schen und einem Lebewesen nur dann zu­stimmen, wenn wirklich alles paßt. Und hier ist vor allem an alle Eltern zu appellieren, mit den Kindern eben all die Fragen zu besprechen. Der Wunsch nach einer Katze kann zu einem anderen Zeitpunkt auch viel sinnvoller sein. Wenn man sich ohne Druck dem Thema widmet, sich in Tierheimen oder bei Züch­tern über alles Wesentliche informiert und vor allem dem Tier dann nicht gleich auch den ganzen Festtags­trubel zumutet.

Dann doch lieber nur 'ne Weihnachtsgans!
Auch wenn die nur auf dem Teller ist.
[Vielleicht ja auch schon schlimm genug, aber das war hier nicht das Thema]


Diese kritische Betrach­tung soll durchaus Anre­gung zur Diskussion sein, der sich der Autor auch gerne stellt. In jedem Fall sollen die Aspekte aber bitte zum Nachdenken da sein. Im Sinne unserer vierbeinigen Samtpfoten!

Kontakt zum Autor ist möglich per eMail: katzen [ at ] w-k [ punkt ] de

In diesem Sinne:
Frohe und besinnliche Festtage 2009. Und wenn mit neu­em Familien­mitglied, neuer Katze, dann sind hoffent­lich alle Voraussetzungen bestens gegeben.

Ihr/Euer

Wilfried Keßeler

[Der Autor lebt seit fast 18 Jahren mit Katze Sri Lanka zu­sammen in einer WG]